Kyudo im HJV
Die Sektion Kyudo im Hamburger Judo-Verband e.V. besteht aus ca. 120 Mitgliedern der Kyudo-Abteilung des Vereins Alster Dojo e.V.
1969 entstand hier die erste deutsche Kyudo-Gruppe, deren Aktivitäten es zu verdanken ist, dass im Laufe der folgenden Jahre in vielen Städten der Bundesrepublik Kyudo-Vereine gegründet worden sind. Die Sektion ist auch in Wettkämpfen engagiert und dies überaus erfolgreich, so dass regelmäßig erste Plätze bei den Deutschen und Europameisterschaften errungen werden. Neben Lehrgangsangeboten für Fortgeschrittene bietet der Verein regelmäßig Einführungskurse für Anfänger in dieser Sportart an.
Alster Dojo e.V.
Veilchenweg 34 / 22529 Hamburg
Kyudo Sportwartin: kyudo[at]alster-dojo.de
Verein website: www.alster-dojo.de
Kyudo Sektionsmitgliederversammlung 2023: Jahresbericht und Protokoll
Was ist Kyudo?
Das Wort "Kyudo", in wörtlicher Übersetzung "der Weg des Bogens", bezeichnet das japanische Bogenschießen. Kyudo wird mit einem etwa 227 Zentimeter langem asymmetrischen Bogen ausgeübt. Unter "asymmetrisch" ist zu verstehen, dass sich das Griffstück im unteren Drittel des Bogens befindet. Es gibt keine Visiereinrichtung, Pfeilauflage oder stabilisierenden Gewichte, wie sie bei westlichen Sportbögen bekannt sind.
Einige Worte über die Geschichte des japanischen Bogenschießens
Der typische asymmetrische Bogen erscheint zum ersten Mal in einer Abbildung aus dem dritten Jahrhundert und hat sich in seiner Form bis in unsere Zeit erhalten. Bis zur Einführung der Feuerwaffen wurde der Bogen in Japan für die Jagd, von den Samurai zur Kriegführung, aber auch - und dies bis in unsere Zeit - zu zeremoniellen und religiösen Zwecken benutzt. Um den Bogen handhaben zu können, benötigt man eine hierfür entwickelte Technik, die über die Jahrhunderte hinweg von verschiedenen Kyudo-Schulen entwickelt und perfektioniert wurde. Einige der traditionellen Schulen haben sich über Generationen von Lehrern bis in die heutige Zeit erhalten. Das heute praktizierte Kyudo verbindet eine jahrhundertealte Tradition mit dem Bedürfnis des heutigen Menschen nach sportlicher Betätigung, Konzentration und Ausdauer. Im Ursprungsland Japan praktizieren heute etwa 500.000 Menschen Kyudo - Schüler und Studenten, Hausfrauen, Kaufleute, Angestellte, Rentner. Der Zen-Meister ist - und war stets - die Ausnahme.
Verschiedene Formen des Kyudo
Heute existieren in Japan noch einige wenige Schulen, die im Mittelalter entstanden sind und ihr Wissen und die für unterschiedliche Zwecke nötige Schießtechnik bis in die heutige Zeit überliefert haben. Je nachdem, ob der Schütze stehend oder knieend auf die vom Schlachtfeld herrührende Standarddistanz von 28 Metern schießt oder vom Pferderücken aus oder ob er das Schießen auf große Distanz ausübt, sind spezielle Techniken nötig.
In Japan entstand überdies in den 20er Jahren aus den verschiedenen Schulen eine Standard-Schießform, die heute von der Alljapanischen Kyudo-Föderation (ANKF) vertreten und von den meisten japanischen Schützen ("Kyudoka") ausgeübt wird. Auch ein Teil der deutschen Kyudoka übt nach dieser Standardmethode.
Kyudo in Deutschland
In Deutschland wird Kyudo seit 1969 ausgeübt. 1969 besuchten Professor Inagaki Genshiro und weitere Lehrer der Alljapanischen Kyudo-Föderation Hamburg und unterrichteten Interessierte im japanischen Bogenschießen. Aus dieser Urzelle entstanden nach und nach die Kyudo-Vereine in der Bundesrepublik. Professor Inagaki, 9. Dan Hanshi, betreute bis zu seinem Tod 1995 die deutschen Schützen und unterrichtete sie in der Tradition der Mitte des 15. Jahrhunderts entstandenen Schule der Heki-ryu-Insai-ha, deren höchster Lehrer er war. Diese Lehrtradition wird von seinen Schülern in Japan weitergeführt, die alljährlich für Lehrgänge nach Deutschland reisen.
Kyudo international
Kyudo gibt es heute in noch zehn weiteren europäischen Ländern, die zusammen die Europäische Kyudo-Föderation (EKF) bilden. Kyudo-Vereine bestehen außerdem in den USA und Australien. Am 2. Mai 2006 wurde der Weltverband "International Kyudo Federation" (IKYF) in Kyoto gegründet, der u.a. die Weltmeisterschaften organisiert.
Wer kann mit Kyudo beginnen?
Kyudo ist für Frauen und Männer jeden Alters geeignet und es bedarf keiner Vorkenntnisse. Zu Beginn wird mit einer Gummizwille geübt, mit der sich die Bewegungsabfolge des Schusses gefahrlos simulieren läßt. Die Bewegungen vor, während und nach dem Schießen sind festgelegt und werden immer wieder geübt. Dies erfordert und schult Ausdauer, Disziplin und Aufmerksamkeit. Nach einiger Zeit übt der Anfänger mit dem Bogen und schießt dann ein halbes bis ein Jahr aus zwei Metern Entfernung auf eine strohgefüllte Tonne. Nach dieser Übungsphase wird auf die Standarddistanz von 28 Metern geschossen. Die Zielscheibe ("Mato") hat einen Durchmesser von 36 Zentimeter. Das fortwährende Üben führt zur stetigen Verfeinerung der Technik und des Bewußtseins über das eigene Tun.
Wo wird geübt?
Die meisten Kyudo-Vereine üben in öffentlichen Hallen oder in Hallen der Sportvereine, in denen Sie organisiert sind. Es gibt einige wenige Übungsanlagen ("Dojo"), die nach japanischem Vorbild erbaut worden sind.
Über die Handhabung des Bogens und das Schießen
Der Schütze hält den Bogen mit den linken Hand und zieht mit der rechten Hand, an der er einen speziellen drei- oder vierfingrigen Schießhandschuh aus Leder trägt, die Sehne bis hinter das rechte Ohr. Der Vorgang des Schiessens besteht aus acht aufeinander abgestimmten Bewegungsabläufen. Auch für das Bewegen vor und nach dem Schuß gibt es eine festgelegte Form. Die Übungskleidung besteht in der Regel aus einer halbärmligen knopflosen Jacke ("Gi") und einem knöchellangen Hosenrock ("Hakama").
Wer unterrichtet Kyudo?
Jeder Verein verfügt über lizensierte Trainer des Deutschen Olympischen Sportbundes. Viele von diesen sind hochgraduierte Dan-Träger, mehrere deutsche Trainer tragen überdies Lehrertitel der ANKF ("Renshi").Neben regelmäßigem Training und weiteren Aktivitäten in den Vereinen werden auf Bundes- und Landesebene Lehrgänge mit Schwerpunktthemen angeboten. Japanische Kyudo-Lehrer kommen jährlich nach Deutschland, um zu unterrichten.
Kyudo in den Sportorganisationen
Kyudo-Vereine bestehen in fast allen Bundesländern. Die Kyudo-Landesverbände oder Kyudo-Sektionen der Judo-Landesverbände sind als Mitglieder des Deutschen Kyudo-Bundes e.V. (DKyuB) organisiert. Der DKyuB ist Mitglied im Deutschen Judo-Bund und über diesen im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Derzeit gibt es bundesweit etwa 1350 aktive Kyudoka, ein Drittel hiervon sind Frauen, in 55 Vereinen. Die meisten von ihnen üben nach der Methode der Heki-ryu-Insai-ha, andere nach der bereits erwähnten Standardmethode der ANKF.
Was braucht man zum Kyudo?
Die Ausrüstung besteht aus dem Bogen, einem Übungspfeil für die Strohtonne und vier Pfeilen für das Schießen auf die Zielscheibe. Außerdem benötigt man einen speziellen Schießhandschuh und die bereits erwähnte Bekleidung. Die komplette Ausrüstung in einfacher Ausführung kostet derzeit etwa ca. 1400 Euro.
Sonst noch etwas?
Ja. Es gibt im Kyudo wie auch in anderen japanischen Sportarten - Judo, Karate, Kendo u.a.m. - Prüfungen. Durch Prüfungen werden bestimmte Graduierungen erworben, im Kyudo sind dies die Kyu-Grade für Anfänger und die auch aus anderen Budo-Sportarten bekannten Dan-Grade für fortgeschrittene Schützen. Verschiedenfarbige Gürtel werden nicht getragen. Auf Landes- und Bundesebene finden jährlich Wettkämpfe für Einzelteilnehmer und Mannschaften statt. In größeren Abständen besteht überdies die Möglichkeit, auf europäischer Ebene und in Japan an Wettkämpfen teilzunehmen. Fortgeschrittene Schützen üben sich ferner im zeremoniellen Schießen oder in den überlieferten Formen des Schießens auf dem Schlachtfeld.
Geschäftsstelle
Landesfachverband für die Budo-Sportarten Judo, Jiu-Jitsu, Kendo, Kyudo, Aikido
Regionalstützpunkt des Deutschen Judo-Bundes
Eulenkamp 75
22049 Hamburg
Tel.: 040 / 524 72 840
E-Mail
Öffnungszeiten:
Nur nach Absprache per E-Mail: geschaeftsstelle[at]hamburg-judo.de